Dem Kofel Kamera Club Oberammergau zum 50. Geburtstag
Gründungsmitglied Zeno Bierling erinnert sich:
Genau weiß ich es nicht mehr, wer mich angesprochen hat, einmal mitzukommen zum Kofel Kamera Klub. Schließlich ist das 42 Jahre her.
Zögerlich betrat ich das Bierstüberl im Hotel Wolf, wo sich der Klub versammelt hatte. Da saßen also einige mir bekannte Leute und ein paar mir Fremde. Amerikaner aus der Kaserne, wie sich bald herausstellte.
Die Unterhaltung lief gemischtsprachlich. Für mich war das einerlei, denn ich hatte sowieso noch nichts zu sagen.
Ich wußte bis dahin nur, dass dieser Kamera-Klub eine Einrichtung der amerikanischen Truppenbetreuung war. Dass da auch im Rahmen der Einbindung amerikanischer Militär-angehöriger in das Ortsgeschehen ein weiter gestecktes Ziel verfolgt wurde , erfuhr ich erst an diesem Abend. Die Amerikaner waren meist mittlere Dienstgrade, die für längere Zeit in Oberammergau stationiert waren.
Meine Eignung für diesen Klub bestand lediglich darin, dass ich kurz zuvor eine einfache Normal-Acht Filmkamera erstanden hatte und erste Versuche damit hinter mir hatte. Fast alle anderen Anwesenden beschäftigten sich mit Fotografie, schwarz-weiß oder mit Farbfilmdias.
Der Hauptsitz dieser Einrichtung, wenn man so sagen kann, befand sich in den „Hawkins-Barracks.“ Dort gab es in den sogenannten Clubräumen unterm Dach eine komplette Dunkelkammereinrichtung mit mehreren Arbeitsplätzen, ein kleines Fotoatelier und daneben auch noch Aufentaltsräume mit Getränke- und Snacksvorräten und riesigen, wenn auch abgewohnten Clubsesseln.
Das war das Reich von Günter Schwaiger, einem gelernten Fotofachmann. Er wirkte hier als Verantwortlicher und Instruktor. Dort sammelte er alle an Fotografie Interessierten vor allem in den dienstfreien Abendstunden. Es war wohl seine Initiative, auch Deutschen den Zugang zu diesen Hobbyeinrichtungen zu öffnen.
Bald verlagerten sich die rein gesellschaftlichen „Klubabende“ in den Ort, meist ins Hotel Wolf.
Die „Arbeitsabende“ fanden in den Einrichtungen der Kaserne statt. Um dort teilnehmen zu können brauchten alle Nichtmilitärs ein Permit für die Wachmannschaft am Kasernentor.
Die beabsichtigte Eingliederung der amerikanischen Offiziere und deren Ehefrauen funktionierte bald recht erfreulich für beide Seiten. Es gab regelmäßig Weihnachtsfeiern an allen möglichen Orten und die Faschingsbälle des „Fotoklubs“ gehörten bald zum festen Bestandteil des Oberammergauer Faschingskalenders. In Zusammenarbeit mit dem Busunternehmen Otto Huber organisierte der „Günter“, wie ihn alle kannten, ein- zwei- und dreitägige Busausflüge nach Holland, nach Rom und zu vielen anderen Zielen. Im Vordergrund stand immer das Fotohobby.
Doch das war nur der gesellschaftliche Teil der Klubaktivitäten. Viele engagierte Fotoliebhaber kamen zu dieser Vereinigung, sowohl aus dem Ort als auch Armeeangehörige. Schon bald versuchten wir uns an einem gemeinsamen Filmprojekt mit Hobbyausrüstung. 1967 trat der Club mit seinem 10-jährigen Jubiläum an die Öffentlichkeit. Eine Fotoausstellung zeigte in den Räumen der Firma Lang sel. Erben die Arbeit der Fotoamateure.
Zu dieser Zeit machte der Ku-Klux-Klan mit seinem Kürzel K-K-K in den USA schlechte Schlagzeilen. Diese Tatsache bewog den inzwischen amerikanisch-deutschen Vorstand,den Kofel-Kamera-Club zukünftig mit „C“ zu schreiben und mit K K C abzukürzen.
Außerdem wirkte diese Änderung dem Spott „K-K-K = keiner kann knipsen“ entgegen, mit dem die Ammergauer ja immer schnell zur Hand sind!
Nach der Auflösung der amerikanischen Einrichtung mußte sich der Club im Ort nach einem geeigneten Lokal umsehen. Mit Unterstützung der Gemeinde eröffnete sich im damaligen „Kahlbaumhaus“ ein geeigneter Raum, der dann in Eigenleistung der inzwischen nur noch deutschen Clubmitglieder in ein kleines aber gemütliches Clublokal verwandelt wurde.
Doch schon bald fiel das „Kahlbaumhaus“ der Abrißbirne zum Opfer. Für den Club hieß es Umziehen. Wiederum durch das Entgegenkommen der Gemeinde fand sich ein Raum im alten Schützenhaus am Lärchenbichl. Der Ausbau zum Clubraum war das Werk einiger Mitglieder. Aber auch das war nicht die Dauerheimstatt des K-K-C. Auch hier machte uns der Baggereinsatz Sorgen und so landeten wir im Moltke-Haus am alten Kurpark. Wieder hieß es Ausstatten in Eigenleistung. Boden, Wandverkleidungen, Heizung, Vorhänge, Möbel und Teppiche waren zu bewerkstelligen.
Es scheint das Schicksal des Clubs zu sein, immer wieder umziehen zu müssen. Letzlich landeten wir in den Kellerräumen des Ammergauer Hauses. Dort fühlen wir uns derzeit recht wohl; aber das Damoklesschwert hängt schon wieder über unseren Köpfen. Die Gemeinde braucht zusätzliche Büroräume!
So kommt es, dass der K-K-C etwa alle zehn Jahre an anderer Stelle zu finden ist.
Im Verlauf der vergangenen 50 Jahre hat sich der Kofel-Kamera-Club viermal einen neuen Vorsitzenden gewählt und es einmal für kurze Zeit auch „ganz ohne“ versucht. Der erste Vorsitzende Günter Petter-Schwaiger ist heute unser „Ehrenvorsitzender“. Sein Nachfolger Friedl Grawe übergab an Karl-Heinz Becker, der uns durch seinen frühen Tod genommen wurde. Heute ist Vitus Fenzl unser erfolgreicher Erster Vorsitzender. Ihm ist es „vergönnt“, im Jahr 2007 das 50jährige Vereinsjubiläum begehen zu können.
Einige unserer Gründungsmitglieder sind immer noch im Clubleben aktiv, andere haben dreißig, zwanzig oder zehn Jahre dem Club die Treue gehalten.
Alle aber würden sich über Nachwuchs ehrlich freuen. Allen Interessierten, allen Freunde der Fotografie oder des Videografierens stehen unsere Türen immer am Donnerstag offen. Bei Fachsimpelein oder in harmlosen Wettbewerben findet wahrscheinlich Jeder Anregungen und Neues für sein Hobby.
Heute besteht der Club aus ca. 35 Mitgliedern, zumindest bei gesellschaftlichen Anlässen. Etwa sechzehn bis zwanzig Mitglieder sind derzeit aktiv für das Clubleben „verantwortlich“.
Wir treffen uns immer donnerstags um 20 Uhr in den Clubräumen im Keller des Ammergauer Hauses. Abwechselnd einmal als Clubabend, bei dem neue und alte „Erzeugnisse“ aus Fotografie oder Videografie gezeigt und manchmal auch bewertet werden. Das andere Mal ist es ein sogenannter Stammtisch , bei dem Fachsimpeleien und Erfahrungsaustausch im Vordergrund stehen; aber die Unterhaltung kommt nicht zu kurz.
Eine offizielle Aufgabe im Gemeindeleben hat der Club bereits im Jahr 1966 übernommen; das Erstellen einer Filmchronik der Ereignisse des Ortes im Jahreslauf. Was anfangs noch recht mühsam auf Schmalfilm zu bewerkstelligen war ist heute mit der Videotechnik einfacher und anschaulicher. Vierzig solche Jahreschroniken stehen somit im Gemeindearchiv.
Vor allem die Mitglieder, die sich nach wie vor mit Fotografie beschäftigen (inzwischen auch digital), nehmen auch gelegentlich erfolgreich an regionalen Wettbewerben teil. Clubinterne Wettbewerbe mit Videofilmen und Fotos sind als Ansporn gedacht, sich mit dem einen oder anderen Thema zu beschäftigen —- ohne dabei aus dem Hobby eine Arbeit machen zu wollen.
Ein paar gesellschaftliche Ereignisse verzeichnet der Clubkalender nach wie vor: da gibt es ein Jahresanfangsessen, meist ein oder zwei gemeinsame Ausflüge und die aktive Teilnahme am Ammergauer Christkindlmarkt, den wir vor allem mit dem „Ammergauer Abend“ unterstützen.
Mehr oder weniger lose Freundschaften bestehen zum Amateurfilmclub in Bozen, zum Fotoclub Marktoberdorf und neuerdings auch zum Fotoclub Saarwellingen.
Ich wünsche dem Kofel-Kamera-Club zu seinem 50. Geburtstag noch viele Jahre zur Pflege und zur Freude an dem Hobby, das alle seine Mitglieder verbindet.
Zeno Bierling, Oberammergau, Januar 2007
Ergänzung:
Die digitalen Videos und die Digitalfotografie stehen im Club im Mittelpunkt.
Mittlerweile feierte im Jahr 2017 der Kofel-Kamera-Club sein 60jähriges Jubiläum mit einer Fotoausstellung in den Schaufenstern des Oberammergau-Museums. Das Jubiläum wurde am 2. Oktober 2017 mit der Uraufführung des Films „Feuer und Flamme – Die Oberammergauer Feuermacher und ihr König“ gefeiert. Ebenso wurden 2 Kinotage veranstaltet. An diesen Abenden wurden zahlreiche Filme der Mitglieder gezeigt.
Leider musste der Kofel-Kamera-Club wieder einmal aus seinem Clublokal im Ammergauer Haus ausziehen. Einziger Unterschied zur Vergangenheit: Das Haus wurde nicht abgerissen, sondern die Gemeinde Oberammergau benötigt den Raum für sich selbst.
Der Club war vorübergehend im Gemeinschaftsraum der Rainenbichl-Siedlung untergebracht.
Seit 05.04.2018 hat der Kofel-Kamera-Club wieder ein neues Clubheim in der Theaterstraße 10, im kleinen Gemeindesaal direkt unter der Evangelischen Kreuzkirche Oberammergau.
Stephan Fenzl, Oberammergau, November 2017